Seit einiger Zeit erfreue ich mich an einer herrlichen Blumenwiese, die unsere Gemeide als neue Heimat für Hummeln und Bienen angelegt hat.
So eine Blumenwiese hätten wir auch gerne im Garten, aber obwohl wir schon seit 19 Jahren das Mähgut abrechen und zum Mulchen verwenden und nie düngen, überwiegen die Liebhaber einer Fettwiese (Löwenzahn ect) und es hat nur wenig Blumen und keine Mageriten.
Deshalb bin ich dem Thema nach gegangen und habe mich schlau gemacht, was man beachten muß, um so eine Wiese zu erhalten.
Als erstes habe ich unsere Gemeinde angemailt und gefragt, wer dieses Projekt initiiert hat und um nähere Informationen gebeten.
Die Gemeinde hat einen Kontakt zu Frau Egger hergestellt, die im Gartenbauverein aktiv ist und gemeinsam mit der Manpower und den Maschinen der Gemeinde für die Umsetzung des Projekts gesorgt hat.
Die Vorarbeiten waren bereits letztes Jahr im Gange.
Da hat man den Mutterboden abgetragen und den Boden auf diese Art systematisch ausgemagert und danach mit einer Blumenwiesen-Mischung eingesät, die genau auf unsere Region abgestimmt ist.
In Gartencentern und Baumärkten werden häufig billige Blumenmischungen verkauft, die viele 2-jährige Pflanzen-Arten enthalten.
Dadurch sieht das Ergebnis schnell toll aus, aber schon nach wenigen Jahren, sind nur noch die Gräser sichtbar.
Oft sind auch fremdländische Sorten enthalten, die stark wuchern und die heimischen Arten, die für Insekten nützlicher sind, verdrängen.
Solche Arten sind als Neophyten bekannt.
Frau Egger erzählt mir, daß sie schon jetzt weiß, was sie bei der nächsten Blumenwiese anders machen wird.
Für ihren Geschmack enthält die Wiese zu viele Margeriten und zu wenig andere Kräuter-Arten.
Das ist zwar schön für das Auge, aber natürlich nicht im Sinne der angestrebten Biodiversität.
Sie meint, daß die Saat zu stark gewalzt wurde und dadurch die Lichtkeimer zu tief in den Boden kamen.
Deshalb sind viele Arten nicht - wie erwünscht - aufgegangen.
Dennoch findet man jetzt schon viele Bienen und andere Insekten und Kleintiere in der Wiese.
Man sieht also, daß es gar nicht so einfach ist, alles richtig zu machen.
Deshalb habe ich den bekannten Fachmann für Insekten-Gärten Markus Gastl kontaktiert, dessen Hortus Insectorum (http://www.hortus-insectorum.de) ich schon einmal besuchen durfte.
Markus Gastl sagt folgendes dazu:
"Die Anlage einer beständigen Blumenwiese ist die höchste gärtnerische Kunst, an der Sie sich versuchen können.Wissen, das richtige Vorgehen und Zeit sind die Schlüssel zum Erfolg.
Wenn Sie eine Handvoll Samen auf grünen Rasen werfen, mögen vielleicht viele Samen keimen, aber nur ganz wenige bis keine Keimlinge werden sich zu Pflanzen weiterentwickeln und neue Vielfalt erzeugen.
Die bestehende Vegetation hat gegenüber den Keimlingen eine viel zu großen Vorsprung im Wachstumsprozess.
Im Kampf um Wasser und Licht wird die bestehende Vegetation gnadenlos die zarten Pflänzlein im sprichwörtlichen Sinne im Keim ersticken. Schade um die schönen Samen, die Sie ausgestreut haben.
Deswegen brauchen wir zur Neuanlage einer Blumenwiese einen offenen Boden.
Eine gute Idee ist es also, den Boden einfach umzudrehen, d.h. pflügen und zu eggen.
Das Ergebnis ist eine Rohbodenfläche, auf die gut ausgesamt werden kann. Je mehr Energie im Boden vorhanden ist, desto entschiedener müssen Sie vorarbeiten und die Energie im Boden vermindern durch • Abtragen der oberen Bodenschicht • Auftragen einer Sand, Schotter oder Kiesschicht • Kombination der beiden Möglichkeiten "
Markus hat ein Buch geschrieben über sein Konzept des Drei-Zonen-Gartens. Die namensgebenden Zonen setzen sich zusammen aus einer Pufferzone mit Hecken, einer mittleren Zone mit Magerwiesen- und Steingartenelementen und der inneren Ertragszone mit einem Nutzgarten.
Das Buch ist interessant für jeden, der seinen Garten in ein Insekten-Paradies verwandeln will und man erfährt darinnen weitere Details über die Anlage von Blumenwiesen.
Das Buch "Drei-Zonen-Garten" ist unter der ISBN Nummer 978-3-89937-154-3 erschienen und in jedem Buchhandel oder online z.B. hier
https://www.buch7.de/store/product_details/1021229346 erhältlich.
(Bitte klickt auf die einzelnen Bilder, um eine größere Ansicht zu erhalten)
Ähnliche Angaben macht Robert Schönfeld vom Hof Berg-Garten, der im Schwarzwald eine Gärtnerei mit Wildpflanzen (viele davon Bio zertifiziert)
betreibt (http://hof-berggarten.de/blumenwiesen.html).
Auch er nennt den offenen Boden als größten Erfolgsfaktor, auch wenn man eine bestehende artenarme Wiese aufwerten kann, in dem man Inseln fräst und besät:
"Entweder schälen Sie die Grasnarbe ab und füllen mit magere Erde wieder auf oder Sie lassen im Sommer das zusammengerechte Mähgut ca. 3 Monate lang auf Häufen liegen. Anschließend abräumen, Mähgut verkompostieren, Fläche auflockern, einsäen und festtreten. "
Wenn der Boden vorbereitet wurde, soll nicht sofort eingesät werden, sondern man läßt sich die Fläche erst mal setzen.
Idealerweise läßt man das Unkraut ein- oder mehrmals aufkommen (bis ca. 2 cm Höhe) und bearbeitet die Fläche möglichst flach mit eine Hacke oder einer Egge, um zu verhindern, das neue Unkrautsamen aus tieferen Schichten zum Keimen angeregt werden.
Die Saat kann auf den üblichen Flächen von Hand erfolgen.
Um das kostbare Saatgut gleichmäßig ausbringen zu können, streckt man es mit s.g. Saathelfer.
Das kann Sand, Sägespäne, Kleie sein.
Herr Schönfeld empfiehlt:
"Die beste Aussaatzeit ist in den Monaten März bis Ende Mai, wenn der Boden abgetrocknet ist und sich zu erwärmen beginnt. Nach der Ansaat sollte feuchte-kühle Witterung folgen. Die empfohlene Saatmenge sollte möglichst genau eingehalten werden.Die Saat nur ganz leicht einharken. Samen, die mit mehr als einem Zentimeter überdeckt werden, gehen verloren. Auf das Einharken kann auch verzichtet werden.
Ganz wichtig: Zum Schluss muss die Saat mit einer Rasenwalze angewalzt oder mit einer Schaufel oder mit Brettern angedrückt werden, ansonsten ist der Erfolg sehr gefährdet! "
Dieses Einwalzen ist es, welches nach Frau Eggers Erfahrung nur ganz vorsichtig passieren solle.
Auf kleinen Flächen ist das Andrücken mit einer Schaufel sicher die schonendere Methode, als eine Walze.
Um eine artenreiche Wiese zu bekommen, sollte sie im ersten Jahr nach der Ansaat besonders sorgfältig gepflegt werden.
Auch dazu findet man auf der Webseite vom Hof Berggarten wichtige Hinweise:
In den folgenden Jahren muß man je nach Wüchsigkeit nur 1-2 mal mähen.
Dabei ist der beste Zeitpunkt für die erste Mahd im Juni.
Die heutigen Wiesen für Silage-Futter sind vor allem auch deshalb so artenarm, weil sehr bald im Jahr gemäht wird und Kräuter keine Chance haben, sich auszusamen.
Alle paar Jahre sollte man die Wiese also noch länger stehen lassen, damit sich alle Blumen versamen können.
Frau Egger berichtet, daß sie dieses Jahr (das zweite nach der Saat) schon bald im Juni mähen wird, um die Margeriten etwas kurz zu halten und anderen Blumen mehr Chancen zur Aussaat zu geben.
Die guten Wiesenmischungen sehen im ersten Jahr noch nicht so toll aus.
Dies unterscheidet sie von den oben beschriebenen Mischungen, die auf schnellen Erfolg hin zusammen gesetzt sind, aber schon nach wenigen Jahren nur noch wie ein ungepflegter Rasen ohne Blumen aussehen.
Ganz sicher ist Geduld die wichtigste Zutat für die Anlage einer schönen Wiese. ;-)
Wo erhält man nun die richtigen Mischungen?
Frau Egger hat die Blumenmischung für das Gemeindegrundstück von der Firma Rieger und Hofmann bezogen (http://www.rieger-hofmann.de).
Dort kann man die Postleitzahl angegeben und genau die Pflanzenmischung erhalten, die für unsere Gemeinde den natürlichen Pflanzengemeinschaften am Besten entspricht.
Natürlich gibt es auch beim Hof Berggarten diverse Mischungen u.a. Für Blumenwiesen: http://shop.hof-berggarten.de/index.php?cPath=21_116
Als weiteren Lieferanten hat Frau Egger diese Firma genannt:
http://www.saaten-zeller.de/
Sicher werde ich diese Blumenwiese im Auge behalten und immer mal wieder die Entwicklung dokumentieren.